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EU-Projekt "UNI-Braille"
- Subject: EU-Projekt "UNI-Braille"
- From: Bernd Fritzsche <Bernd.Fritzsche_bEi_rhein-main.de>
- Date: Wed, 01 Apr 1998 01:00:25 -0800
Hallo alle zusammen,
folgende Info ging mir Heute zu. Es handelt sich hierbeit um die
gekuerzte Fassung. Der komplette Bericht kann aus meiner Mail-Box
gezogen werden.
Tel.: 069/5975627 N,8,1 ANSI-BBS max Boud 28.800 24 Stunden online
Area "Allgemeine Boxinfo" (voreingestellt) File UNI-BRL#.EXE
Gruss Bernd
*** Wenn die Kluegeren nachgeben, regieren die Dummen die Welt! ***
Zwischenbericht zum EU-Projekt Uni-Braille
Phase zwei beendet
Aus dem Umstand, dass in der EDV die 8-Punkt-Brailleschrift nicht
ausreicht alle moeglichen Schriftzeichen eindeutig darzustellen,
entstand die Idee, einen neuen, erweiterten Braille-Zeichensatz zu
definieren. Wie notwendig diese Initiative ist wurde deutlich, als
mit dem Erscheinen von Windows NT der UNI-Code eingefuehrt wurde.
UNI-Code enthaelt 65.536 eindeutig definierte Zeichen. Um alle
Zeichen des UNI-Code eindeutig darstellen zu koennen sind 16
Braille-Punkte notwendig.
Folgende Loesungsansaetze wurden verfolgt:
1. Zusammenfassen von je zwei Braille-Modulen (4 x 4 Punkte) zur
Darstellung eines Zeichens. Die Testpersonen hatten hierbei grosse
Muehe die Zeichen voneinander abzugrenzen. Erst als ein Abstand von
1,5 mm Zwischenraum eingefuegt wurde, konnte die Abgrenzung von den
Testpersonen problemlos gemeistert werden. Das schliesst jedoch eine
Weiterverwendung der am Markt erhaeltlichen Braille-Zeilen und
-drucker aus.
2. Braille-Zeichen in der Darstellung 8 x 2 Punkte.
Fuer die Tests wurden "alte Doppelzeilen" mit einer neuen
Ansteuerungssoftware ausgestattet. Die Testpersonen mussten mit dem
End- und Mittelglied des Fingers gleichzeitig lesen, um ein Zeichen
zu erfassen. Hierbei hat sich gezeigt, dass die unteren vier
Punktreihen oft nicht korrekt wahrgenommen werden. Bilden die oberen
8 Punkte ein bereits bekanntes Muster, werden die unteren 8 Punkte
nicht beachtet, was zu erheblichen Fehlinterpretationen fuehrte. Erst
als testweise ein komplett neuer Braille-Zeichensatz, bei dem kein
Zeichen einem bereits bekannten entsprach, benutzt werden musste,
wurden die Unteren acht Braille-Punkte eher beachtet. Trotzdem hat
sich gezeigt, dass sechs Punkte uebereinander leichter zu
interpretieren sind als acht, da diese von den meisten Testpersonen
noch mit dem Endglied des Fingers erfasst werden konnten.
Bei dieser Loesung waere eine Weiterverwendung von am Markt
befindlichen Braille-Zeilen und -druckern moeglich.
3. Aus den gemachten Erfahrungen entstand am Ende von Phase zwei des
Projektes die Idee ein Braille-Modul in der Ausdehnung 6 x 3 Punkte
zu testen. Da fuer die Zeichendarstellung nur 16 von den vorhandenen
18 Punkten benoetigt werden, entsteht hier sogar eine "Reserve" von
zwei Braille-Punkten, die vier weitere Statusinformationen enthalten
koennen. Ein Prototyp einer 60-moduligen Braille-Zeile mit 4
Statusmodulen wurde in Auftrag gegeben. Die Entscheidung fuer 60
Module wurde getroffen, weil eine solche Zeile von der Breite her
einer 80er Zeile entspricht. Unter grafischen Benutzeroberflaechen
ist die Modulanzahl ohnehin zu vernachlaessigen, da die klassische
Zeilenlaenge von 80 Zeichen in der Zeile aufgehoben ist. Viel
wichtiger ist die Ergonomie fuer den Leser.
Nachdem ein entsprechender Zeichensatz definiert worden war, wurden
umfangreiche Tests durchgefuehrt. Die Ergebnisanalyse hat gezeigt,
dass alle Testpersonen mit dieser Braille-Zeile am besten zurecht
kamen. Die groessten Probleme ergaben sich beim erlernen des
Zeichensatzes. Das Lesen selbst war nach einigen
Anfangsschwierigkeiten ebenso fluessig wie mit herkoemmlichen
Braille-Zeilen.
Als Abschluss von Phase zwei stellen wir fest:
Als sinnvollste Loesung fuer die Umsetzung von UNI-Code in Braille
erscheint z. Zt. die Darstellung in einem Braille-Zeichen mit der
Ausdehnung 6 Punkte untereinander und 3 Punkte nebeneinander.
Der fuer die Tests entwickelte Zeichensatz wird zur Norm
vorgeschlagen und unter dem Namen UNI-Braille als Warenzeichen
eingetragen. Die notwendigen Massnahmen hierfuer sind eingeleitet.
Der UNI-Braille Zeichensatz wird an alle Hilfsmittelhersteller
weitergegeben, damit diese ihre Produktion entsprechend umstellen
koennen.
Geplante Aktivitaeten fuer Phase drei:
1. Erstellung von Zeichentabellen fuer den Unterricht
2. Aufbau eines Fort- und Weiterbildungsprogramms fuer Lehrkraefte
3. Informationsversorgung der Hilfsmittelhersteller
4. Ergebnispraesentation auf der Rehab'98 in Frankfurt
5. Erstellung eines Abschlussberichtes
6. Aufloesung der EU-Projektgruppe
Gezeichnet
A. Pril (Projektleiter UNI-Braille bei der Blindenstiftung FFM)
Dr. S. C. Herz (Koordination EU-Partner)